Von Sushi bis Salat: Wellpappe packt Nachhal­tig­keit in die Schale. Lichtenau setzt neue Maßstäbe in der Verpa­ckungs­branche. Ein Famili­en­un­ter­nehmen stellt sich vor Ort der Heraus­for­de­rung, Plastik durch innova­tive Verpa­ckungen zu ersetzen.

LICHTENAU — Sushi, Törtchen, Nudeln, Obst, Gemüse und verschie­dene Salate zum Mitnehmen: Lebens­mit­tel­her­steller setzen immer mehr auf nachhal­tige und vollständig recycel­bare Verpa­ckungen aus Vollund Wellpappe. Verpa­ckungen aus Kunst­stoff sind out. Sowohl Schale als auch Deckel der Verpa­ckung sind aus Wellpappe und somit aus nachwach­senden Rohstoffen herge­stellt. Auch Verpa­ckungen mit Sicht­fenster können als Altpa­pier und damit über die blaue Tonne entsorgt werden, sagt Andreas Bader von der Geschäfts­lei­tung der Firma Wellpappe Auers­walde in Lichtenau.

Er muss es wissen, denn diese Verpa­ckungen für den Lebens­mit­tel­di­rekt­kon­takt sind einer der Schwer­punkte der Produk­tion in dem Unter­nehmen. Die Firma Wellpappe Auers­walde gehört zu den führenden Herstel­lern entspre­chender Schalen, insbe­son­dere auch für Backan­wen­dungen wie beispiels­weise Leber­käse. Der Mittsech­ziger will nicht viel Persön­li­ches preis­geben, aber er und sein Bruder führen die Unter­nehmen der Schiet­tinger-Gruppe gemeinsam in fünfter Genera­tion, und die nächste Genera­tion hat schon Verant­wor­tung übernommen.

Seit Erfin­dung der Wellpappe im 19. Jahrhun­dert ist die Nachfrage rasant gestiegen. Die Schiet­tinger-Gruppe, zu der die Wellpappe seit 1991 gehört, war 1885 von Carl Fried­rich Schiet­tinger in Göppingen in Baden-Württem­berg als Rohkar­to­na­gen­werk mit Buch- und Stein­druck gegründet worden. 1914 erfolgte die Übernahme der damaligen Pappen­fa­brik in Brand (Oberpfalz). 1935 ging in Göppingen die erste Offset­druck­ma­schine in Betrieb. 1960 begann in Brand die Produk­tion von Wellpappe. 1991 wurde das Werk Wellpappe Auers­walde in Lichtenau gegründet. 2001 kam die Produkt­gruppe Display hinzu, die Verkaufs­auf­steller herstellt. 2019 wurde die Produk­tions- und Bürofläche in Brand erweitert.

Die vollstän­dige Recycel­bar­keit ermög­licht eine Wieder­ver­wer­tung von Papier.“ Andreas Bader Wellpappe-Chef

Seit 2020 drehen sich wieder die Baukräne in Lichtenau. Auf der Seite der vorma­ligen Firma Lichtenau Display, die jetzt als Werk 2 der Wellpappe Auers­walde KG bezeichnet wird, sind die Bauar­beiten nahezu abgeschlossen. Östlich der Amtmann­straße wird laut Andreas Bader bis voraus­sicht­lich Mitte 2024 noch gebaut.

Ins Auge fällt eine große Brücke über die Amtmann­straße, die beide Werke verbindet. Dort werden fertige Verpa­ckungen in das neue Lager mit über 40.000 Stell­plätzen trans­por­tiert. Inves­tiert wurde nach Angaben der Geschäfts­lei­tung insge­samt ein hoher zweistel­liger Millio­nen­be­trag. Eine genaue Summe nennt Bader nicht, aber es sind zwischen 70 und 100 Millionen Euro. Allein die neue Beschich­tungs­an­lage hat knapp 15 Millionen Euro gekostet. Damit sei das Unter­nehmen für die Zukunft gewappnet, so Bader.

Denn man könne durch die erwei­terte Produk­ti­ons­fläche nun Herstel­lungs­pro­zesse automa­ti­sieren, die inner­be­trieb­liche Logistik verschlanken und Spezia­li­täten wie beschich­tete Papiere auf Bedürf­nisse der Kunden ausrichten, erklärt er. Dies könne neue Markt­seg­mente auch außer­halb der klassi­schen Verpa­ckung erschließen. Insbe­son­dere die Beschich­tung von Papieren und Folien für den Lebens­mit­tel­di­rekt­kon­takt mit gut recycling­fä­higen Lösungen und daraus herstell­bare Verpa­ckungen für den Lebens­mit­tel­be­reich könnten einen großen Beitrag zum Ersatz von Kunst­stoff darstellen.
„Die vollstän­dige Recycel­bar­keit unserer Lösungen ermög­licht eine umfas­sende Wieder­ver­wer­tung des Wertstoffs Papier und trägt somit vollum­fäng­lich zur Kreis­lauf­wirt­schaft bei“, betont Bader und ergänzt: Die Nachfrage nach Produkten aus Auers­walde dürfte sich im Zuge der Diskus­sionen um Nachhal­tig­keit, Ressour­cen­scho­nung und Kunst­stoff­er­satz weiter verstärken. Dabei verschweigt er nicht, dass aufgrund des Konsum­rück­gangs auch die Verpa­ckungs­branche mit Umsatz­rück­gängen zu kämpfen habe. „Dabei brauchten wir aber bis jetzt noch keine Kurzar­beit einführen,“ so Bader. Am Standort Lichtenau werden insge­samt gut 300 Mitar­beiter beschäf­tigt und es werden mehrere Ausbil­dungs­be­rufe haupt­säch­lich im techni­schen Bereich angeboten.

Quelle: Freie Presse

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Eine Verpa­ckung mit Klarsicht­fenster aus Wellpappe. Sushi, Törtchen, Nudeln, Obst, Gemüse und verschie­dene Salate zum Mitnehmen werden so verpackt.

Mitar­beiter Steve Goldammer rüstet die neue Beschich­tungs­ma­schine um. Dort entstehen Verpa­ckungen für den Lebensmitteldirektkontakt.